Schon bald soll es eine verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige geben. Was das bedeutet und welche Altersvorsorge zu dir passt, erfährst du hier.
Wenn du selbstständig bist, kennst du das vermutlich: Du steckst deine ganze Kraft in deine freiberufliche Tätigkeit oder dein eigenes Unternehmen. Das Thema Altersvorsorge für Selbstständige bleibt da oft auf der Strecke. Im Alter kann sich das rächen: Rund drei Millionen Freiberufler haben keine Altersvorsorge, und zwei von drei Selbstständigen sorgen sich um ihre finanzielle Absicherung im Alter. Das soll sich jetzt ändern: Noch für diese Legislaturperiode ist die verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige geplant. Was das bedeutet und welche Altersvorsorge als Selbstständiger für dich in Frage kommen könnte, erfährst du in diesem Ratgeber.
Nach jahrelangen Diskussionen und Entwürfen soll es nun im dritten Anlauf klappen: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat noch für diese Legislaturperiode die Altersvorsorgepflicht für Selbstständige angekündigt. Das Ziel der Reform ist klar: Das Risiko der Altersarmut, das bei Selbstständigen besonders hoch ist, soll verringert werden. Noch ist der Gesetzesentwurf nicht ausformuliert, aber die Eckpunkte werden schon deutlich. Selbstständige müssen sich künftig für eine dieser drei Vorsorgevarianten entscheiden:
die gesetzliche Rentenversicherung
die Rürup-Rente als private Altersvorsorge
ein Versorgungswerk (zum Beispiel als Arzt oder Anwalt)
Klar ist: Die Altersvorsorge für Selbstständige soll insolvenz- und pfändungssicher sein und eine Rente über der Grundsicherung von durchschnittlich rund 800 Euro im Monat ermöglichen. Die neue Regelung wird die Altersvorsorge für Selbstständige und Freiberufler sicherstellen, die nicht ohnehin schon verpflichtend in der gesetzlichen Rentenversicherung sind.
Schon heute sind etliche Berufsgruppen unter den Selbstständigen und Freiberuflern Pflichtmitglieder in der gesetzlichen Rentenversicherung. Dazu zählen:
Freiberufliche Lehrer
Künstler und Publizisten
Hebammen
Pflegende
Handwerker
Die große Mehrheit der Erwerbstätigen in Deutschland hat keine Wahl: 31 Millionen Deutsche waren am 31. Dezember 2017 versicherungspflichtig beschäftigt. Das heißt, sie waren automatisch in der gesetzlichen Rentenversicherung. Wenn du als Selbstständiger deine Altersvorsorge selbst organisieren musst, kannst du dich in den ersten fünf Jahren deiner Selbstständigkeit auch freiwillig für die gesetzliche Rentenversicherung entscheiden, unter Umständen lohnt sich das. Da kommt es für dich dann besonders darauf an, die Vor- und Nachteile der Rente vom Staat als Altersvorsorge für Selbstständige abzuwägen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung erwirbst du dir zwar den Anspruch auf eine Altersrente, eine Erwerbsminderungsrente und eine Hinterbliebenenrente. Aber heute schon ist klar, dass dein Geld nicht ausreichen wird, damit du im Alter deinen gewohnten Lebensstandard halten kannst. Denn das aktuelle Rentenniveau beträgt nur noch 48,1 Prozent des Durchschnittsverdienstes in Deutschland.
Regelbeitrag, einkommensabhängig oder zwölf Mal im Jahr nach deinen Möglichkeiten: Als Selbstständiger in der gesetzlichen Rentenversicherung profitierst du von der Möglichkeit flexibler Beitragszahlungen, aber du musst sie alleine in voller Höhe stemmen. Bei Arbeitnehmern übernimmt ja der Arbeitgeber die Hälfte der Beiträge.
Wie auch immer du dich bei der gesetzlichen Rentenversicherung entscheidest: Eine zusätzliche private Altersvorsorge ist auch für dich als Selbstständiger unverzichtbar.
Liebling unter den privaten Angeboten der Altersvorsorge für Selbstständige und Gutverdiener ist die vom Staat geförderte Rürup-Rente (oder auch: Basisrente). Das wird so bleiben, denn die Rürup-Rente gehört zu den Wahlmöglichkeiten, wenn die verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige kommt.
In der Beitragsphase lohnt sich die Rürup-Rente wegen der attraktiven Steuervergünstigungen, was sie besonders für gutverdienende Selbstständige interessant macht: Im Jahr 2020 kannst du Beiträge bis zu einem Höchstbetrag von 25.046 Euro (bei Verheirateten sind es 50.092 Euro) pro Jahr zu 90 Prozent steuerlich geltend machen. Die steuerliche Absetzbarkeit wächst jedes Jahr um zwei Prozent, bis 2025 sollen 100 Prozent erreicht sein.
Im Alter musst du die Rürup-Rente dann versteuern. Aber weil du als Rentner meist einen günstigeren Steuersatz hast als zur Zeit deiner Selbstständigkeit, bleibt das Rürup-Ergebnis unter dem Strich positiv. Ein weiterer Vorteil: Die einmal vereinbarte Rürup-Rente bekommst du auch wirklich – sie ist nicht von der Bevölkerungsentwicklung abhängig.
Ob die Rürup-Rente auch im Alter noch Favoritenstatus genießt, hängt von deinen individuellen Wünschen und Plänen ab. Denn die Steuervorteile haben ihren Preis, die Rürup-Rente ist nicht besonders flexibel. Das sind ihre größten Einschränkungen:
Auszahlungen erst ab einem Rentenalter von 62 Jahren
Keine Kapitalauszahlung möglich
Die Rürup-Rente ist nicht vererbbar.
Du kannst direkt in die Riester-Rente einsteigen, wenn du als Selbstständiger in der gesetzlichen Rentenversicherung oder der Künstlersozialkasse pflichtversichert bist. Die Rente vom Staat ist zum Beispiel eine Pflicht-Altersvorsorge für selbstständige Handwerker.
Zweite Möglichkeit: Du kannst über deinen Ehepartner oder deine Partnerin von der abgeleiteten Förderung profitieren. Das geht dann, wenn dein Partner eine Riester-Rente abgeschlossen hat, förderberechtigt ist und die mindestens geforderten 60 Euro pro Jahr in den Vertrag einzahlt.
Ein dritter Weg zur Riester-Rente ist die Wahl eines zusätzlichen Minijobs, für den Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung fällig werden.
Du erinnerst dich: Wenn die Altersvorsorge für Selbstständige verpflichtend wird, musst du dich zwischen der gesetzlichen Rentenversicherung, der Rürup-Rente oder einem Versorgungswerk, das zu deinem Beruf gehört, entscheiden. Was bedeutet das für private Rentenversicherungen?
Wenn die Rente vom Staat für dich erste Wahl wird, dann wirst du eine zusätzliche private Absicherung benötigen. Sonst wirst du dein gewohntes Leben im Ruhestand nicht finanzieren können. Und da kann eine private Rentenversicherung eine sinnvolle, für dich passende Ergänzung sein. Vor allem dann, wenn du noch nicht weißt, wie du später einmal leben möchtest: Private Rentenversicherungen gibt es in vielen verschiedenen Varianten, und sie zeichnen sich durch ihre Flexibilität aus. So bietet zum Beispiel nur diese Rente die Möglichkeit einer Einmalzahlung zu Rentenbeginn.
Berücksichtigen musst du hier allerdings, dass eine private Rente in der Ansparphase die teuerste ist, da sie vom Staat nicht gefördert wird und du keine steuerlichen Vorteile hast. Dafür wird sie im Alter nur mit ihrem Ertragsanteil versteuert.
Vielen Selbstständigen und Freiberuflern mit ungeregelten Einkünften ist es wichtig, dass sie in ihrem aktuellen Leben möglichst viele Steuervorteile in Anspruch nehmen können. Dafür bietet die Altersvorsorge für Selbstständige attraktive Möglichkeiten. Doch es empfiehlt sich, immer das ganze Bild zu betrachten: Wie wirkt sich deine Altersvorsorge steuerlich aus, wenn du später einmal Rente beziehst? Denn eines ist klar: Der Staat kassiert immer mit.
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