Das Disagio ist ein Abschlag vom Nennwert bei Krediten. Es kann die monatliche Belastung verringern, erhöht aber in der Regel die Laufzeit des Darlehens.
In der Welt der Darlehen und Baufinanzierungen wird dir das hier gezeigte Funktionsprinzip unter mehreren Begriffen begegnen. Abgeld und Damnum werden auch als Synonyme für Disagio verwendet, sie alle bezeichnen dasselbe Prinzip. Wenn du ein Darlehen mit einer Disagio-Klausel aufnimmst, ist dessen Nennwert - also die volle Höhe der aufgenommenen Summe - um mehrere Prozent höher als die Kreditsumme, die du tatsächlich benötigst. Dieser Prozentsatz wird von der Bank einbehalten und nicht an dich ausbezahlt. Dieser zu viel geliehene, nicht ausgezahlte Betrag ist das Disagio bzw. das Damnum. Dieses wird von der Bank mit den Zinsen, die du insgesamt auf den Nennwert des Darlehens zu zahlen hast, verrechnet. Der Effekt: Das Institut bekommt einen Gutteil der Leihgebühr für den Kredit gleich zu Anfang zurück. In der Folge sinkt der Betrag, den du künftig monatlich zu zahlen hast – und zwar teilweise ganz erheblich –, weil die Bank bei einem entsprechend hohen Disagio schon den Löwenanteil der Zinsen zurückbekommen hat.
Ein vereinfachtes Beispiel: Du benötigst für eine Immobilie 180.000 Euro. Der Nennwert deines Darlehens wird jedoch auf 200.000 Euro festgelegt, du vereinbarst mit der Bank also ein Disagio von 10 Prozent oder 20.000 Euro. Diese 20.000 Euro nimmt die Bank als Vorauszahlung für die Zinsen auf die 200.000 Euro an. Damit sinkt der Zins, der noch von dir zu bezahlen ist, und deine Zahlungen enthalten hauptsächlich noch die reine Tilgung.
Das bedeutet bei Baufinanzierungen, dass deine Hypothek bzw. Grundschuld höher ist – du hast dir ja 200.000 Euro geliehen, obwohl nur 180.000 ausbezahlt wurden. Je nach Tilgungsplan kann so mitunter bei gleicher Rückzahlungssumme eine insgesamt längere Laufzeit entstehen, bis du schuldenfrei bist.
Das Gegenteil von Disagio, ist das sogenannte Agio, ein Aufschlag. Dieses findet jedoch eher in Aktienkäufen und Anleihen Anwendung, als bei Darlehen.
Das Disagio ist eine finanzielle Sondermaßnahme. In vielen normalen Fällen benötigst du es nicht. Das gilt speziell in der heutigen Situation, in der die Zinsen auch für Baufinanzierungen so niedrig sind, dass das Disagio seine Relevanz einbüßt.
Anders sieht es aus, wenn du die Immobilie (auch) baust bzw. erwirbst, um sie zu vermieten – beispielsweise ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung oder ein Zweifamilienhaus. In diesen Fällen hast du Werbungskosten in den Betriebsausgaben, die du steuerlich geltend machen kannst. Das Disagio kann, wenn die Zinsbindungsphase deines Tilgungsplans mindestens fünf Jahre beträgt, in Höhe von 5 Prozent sofort als Werbungskosten angegeben werden.
Allerdings sei angemerkt, dass es sich hierbei um ein steuerlich komplexes Gebiet handelt, das zudem unlängst durch richterliche Urteile verändert wurde (die 5 Prozent sind beispielsweise recht neu, vergleiche dazu das BFH-Urteil IX R 38/14). Bevor du dich für einen Kredit mit Disagio entscheidest, kannst du mit unseren CLARK-Experten und deinem Steuerberater darüber sprechen – denn es kommt sehr auf deinen individuellen Fall an, ob es sich für dich wirklich lohnt oder ob du mit einem Kredit, dessen Nennwert der von dir benötigten Summe entspricht, besser bedient bist.
Egal ob Annuitätendarlehen oder Tilgungsdarlehen, in jedem Fall besteht deine monatliche Rückzahlung an die Bank immer aus Tilgung und Zinsen. Das kann gerade bei Baufinanzierungen eine hohe Belastung bedeuten. Daher kann ein Kredit mit Disagio dir ein wenig Sicherheit verschaffen. Dadurch, dass der Zinsanteil geringer wird, könntest du die Zahlungen auch dann noch bedienen, wenn deine Einkünfte nicht mehr so hoch sind wie zu Beginn der Laufzeit.
Doch auch hier solltest du sehr vorsichtig sein. Denn wenn deine Zukunft derart ungewiss ist, solltest du sehr genau prüfen, ob du momentan überhaupt das Wagnis eingehen möchtest, dich durch ein Darlehen lange finanziell zu binden – egal ob nun mit einem klassischen Kredit oder mit einem mit Disagio. Das gilt ganz besonders bei teuren Baufinanzierungen. Die finanzielle bzw. berufliche Zukunft sollte möglichst sicher sein, bevor man sich Zahlungsverpflichtungen für Jahrzehnte auflädt.
Eine eigene Immobilie zu erwerben, ist ein großer Schritt und meist eine Entscheidung fürs Leben. Umso wichtiger ist es im Vorfeld, sich gründlich Gedanken über die Finanzierung zu machen. Was kannst du dir heute leisten und was geschieht, wenn sich morgen deine Lebensumstände ändern? Welche Fördermöglichkeiten ergeben sich für dich und welche machen Sinn?
Du wirst im Internet eine ganze Reihe an Vergleichsrechnern finden, die dir möglicherweise einen Anhaltspunkt geben können. Doch am Ende ist eine Baufinanzierung eine höchst individuelle Angelegenheit, die passgenau auf dich und deine Lebenssituation zugeschnitten sein muss.
Die Experten von CLARK beraten dich zu deiner Vermögenssituation und helfen dir dabei, dir den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen.
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