Mit der Zahl der 100-Jährigen steigt das Altersarmutsrisiko

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die 100 Jahre oder älter sind, befand sich 2020 auf einem historischen Höchststand, wie das statistische Bundesamt mitteilte. Demnach lebten in Deutschland im letzten Jahr 20.465 Menschen, die mindestens das einhundertste Lebensjahr erreicht hatten. Das waren 3.523 mehr als noch 2019. Die Hauptgründe für die gestiegene Lebenserwartung sieht das statistische Bundesamt im medizinischen Fortschritt und steigendem Wohlstand. Doch nicht nur absolut betrachtet ist die Zahl dieser Menschen gestiegen, auch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung war um 0,025 Prozent höher als noch 2011.

Alte und junge Frau gucken sich an
Eine Infografik, die den Anteil der Menschen zeigt, die in den letzten 10 Jahren 100 Jahre oder älter waren. 2020 war diese Zahl auf dem höchsten Stand. 4 von 5 über 100-Jährigen sind weiblich.

Gestiegene Lebenserwartung setzt gesetzliche Renten immer stärker unter Druck

Diese an sich positive Entwicklung zeigt sehr eindringlich, wie sehr unser Rentensystem unter Druck steht. Wer sich über eine Lebenserwartung von 100 Jahren und mehr freuen darf, der wird auch über 33 Jahre lang eine Rente beziehen. Durch den demographischen Wandel stehen diesen Rentenbeziehern zugleich immer weniger Einzahlende gegenüber, wie der gestiegene Anteil der Ü100-Jährigen an der Gesamtbevölkerung eindringlich zeigt. Schon heute beträgt das Rentenniveau nur 48 Prozent des Durchschnittslohns und auch nur dann, wenn man mindestens 45 Erwerbsjahre vorweisen kann. Dieses Niveau wird in den nächsten Jahren auf Grund des demographischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung voraussichtlich weiter sinken. Sich allein auf die Rente vom Staat zu verlassen, birgt deshalb ein erhebliches Armutsrisiko.

Eine Grafik, die die Alterspyramide in Deutschland zeigt. Wir werden immer älter. Jede zweite Person in Deutschland ist heute über 45 Jahre alt. Zum Vergleich ist die Alterspyramide von 1990 daneben gestellt.

Frauen leben im Schnitt länger – und sind häufiger von Altersarmut betroffen

Von diesem Armutsrisiko sind nach wie vor vorwiegend Frauen betroffen – und das in doppelter Hinsicht. Denn Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer, was sich auch mit einem Blick auf die 20.465 Überhundertjährigen bestätigt. Unter diesen finden sich nämlich viermal so viele Frauen wie Männer. Gleichzeitig sind Frauen häufig schlechter abgesichert als Männer. So erhalten Frauen im Durchschnitt ein Viertel weniger Rente als Männer, wie eine Studie des Vermögensverwalters Fidelity 2019 ergab, was bereits auf Lohnunterschiede während des Erwerbslebens zurückzuführen ist. Wer weniger in die gesetzliche Rente einbezahlt, bekommt auch weniger heraus.

Umso fataler ist es, dass Frauen trotz höherer Lebenserwartung noch immer zu selten ihre Vermögensplanung selbst in die Hand nehmen und in Partnerschaften dazu neigen, die Entscheidungen in Sachen Geld und damit auch ihre Alters­vorsorge in die Hände des Partners zu legen: In einer repräsentativen Umfrage, die CLARK im Januar 2021 zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchführte, gaben nur 31 Prozent der Frauen an, sich die finanzielle Verantwortung in der Partnerschaft gleichberechtigt zu teilen, und nur 8 Prozent gaben an, sich beim Thema Alters­vorsorge gut auszukennen und den Durchblick zu haben (Männer: 23 Prozent).

In einer aktuelleren Umfrage aus dem Oktober 2021 nach der individuellen Vorsorge gefragt, zeigt sich, dass Frauen trotz größerer Rentenlücke und Altersarmutsrisiko seltener finanziell vorsorgen: Insgesamt gaben 26 Prozent an, derzeit kein Geld zu sparen (Männer: 22 Prozent) und wenn doch, so überwiegt trotz Inflation noch immer die Spardose (27 Prozent Frauen, 21 Prozent Männer). Besonders bei den renditereichen Anlageformen sind Frauen unterrepräsentiert. So investierten nur 14 Prozent ihr Geld in Fonds oder Aktien (Männer: 26 Prozent) und nur 8 Prozent in ETFs (Männer: 17 Prozent). Die klassische Alters­vorsorge ist mit 18 Prozent bei Männern und 16 Prozent bei Frauen gleich verteilt.

Rechtzeitige Alters­vorsorge ist das beste Mittel gegen Altersarmut

Wer sich auf ein langes unbeschwertes Leben freuen will, der sollte frühzeitig finanziell vorsorgen und eine Altersvorsorge abschließen. Damit macht man sich den Zinseszinseffekt zunutze, durch den sich bereits kleines Geld, über viele Jahrzehnte angelegt, zu einer großen Summe entwickeln kann. Mit einer geförderten Alters­vorsorge wie der Riester-Rente gibt es zudem noch die Chance auf Zulagen vom Staat oder, wie im Fall der Rürup-Rente, auf die Möglichkeit, hohe Summen jährlich steuerlich absetzen zu können. Im Gegensatz zu anderen Formen der Kapitalanlage trägt der Sparer bei der Alters­vorsorge zudem nicht das sogenannte Langlebigkeitsrisiko, also das Risiko, so lange zu leben, bis das ersparte Geld aufgebraucht ist. Denn eine Alters­vorsorge garantiert eine lebenslange Rente auch über die Summe der angesparten Beiträge hinaus. So kann man sich entspannt zurücklehnen und sich auf ein langes Leben freuen, weit über die 100 hinaus.